Begleitung 11. Prozesstag, 18. Juni 2013, Strafkammer 21, Schwurgericht 1, Saal 218

Am 10. Prozesstag wurde Prof. Schade aus Rotenburg als Gutachter gehört. Vorher war die Verhandlung von Raum 231 wieder in Raum 218 verlegt worden – offenkundig, weil nicht so viel Öffentlichkeit da war (etwa 20 Leute).

Prof. Schade hat ein schriftliches Gutachten verfasst, das er in den vorangegangenen Prozesse jeweils schon erläuterte. Er ist Gutachter für die Röntgenbilder, die von Laye Condé gemacht wurden, gleich nachdem er in die Klinik eingeliefert wurde und nach seinem Tod.

Prof. Schade hat sich eindeutig in die Richtung ausgesprochen, dass Laye Condé ertrunken ist – und dass das Herz keine Rolle spielte. Das machte er an zum einen daran fest, dass auf einem Röntgenbild, was gleich nach Layé Condes Einlieferung ins Krankenhaus gemacht wurde, am Herzen nichts zu erkennen ist, keine Vergrößerung, nichts was auf Schwierigkeiten schließen ließe. Stattdessen macht er an solchen Kriterien wie „ausgefranste Lungenwurzel“ deutlich, dass hier ein typischer verlauf fürs Ertrinken vorliegt. Über den Befund, das sich eine Flüssigkeit in den Lungenbläschen beobachten lässt, ein Lungenödem, schließt er auf die Anwesenheit einer „salzarmen Flüssigkeit“, sprich Leitungswasser in Laye Condés Lunge. Auf Nachfrage der Verteidigung, ob dieses auch bei der Reanimation in die Lunge gekommen sein könnte, sagt Schade, das sei unplausibel angesichts der großen Menge Wasser, die bei der Brechmittelvergabe verwandt worden seien. Auch sei es nicht verwunderlich, dass Laye Condé nicht gehustet habe, als Wasser in seine Lunge kam, da er geschwächt war. Husten entstehe zudem durch abruptes Öffnen der Kehlkopfklappe, diese war aber durch die Magensonde in ihrer Funktion beeinträchtigt. Auch das Auftreten von Schaum sei nicht zwangsläufig.
Grundsätzlich zeigt sich Prof. Schade verwundert über die These, das Laye Condé an einem Herzfehler gestorben sei. Dies sei bei den vorangegangenen Prozesse schon zweimal vertreten worden. Aber noch heute sei das Krankheitsbild, dass angenommen wird, undefiniert; niemand habe über einen solchen Herzfehler publiziert; die Krankheit trage immer noch keinen Namen. Das alles seien für ihn Gründe, warum die Annahme eines Herzfehlers kein ernsthafter Gegenstand einer Diskussion sein könne und im Grunde irrelevant sei.
An einem weiteren Röntgenbild aus derselben Nacht macht Schade fast, dass sich in der Lunge Zellen vergrößert habe, sieht Entzündungen und schlussfolgert: „ein Schaden hat stattgefunden“.

Auf Nachfragen, wieviel Wasser für eine Schädigung macht er noch mal deutlich, dass hier mit Ertrinken nicht Das „Auffüllen“ der Lunge gemeint sei, sondern Leitungswasser sei ein Zellgift, schon in kleinen Mengen.

Auf Nachfragen der Verteidigung, ob man auf Röntgenbilder eh nicht so viel sehe,sagt Schade, er sähe 15 Röntgenbilder am Tag und dann wären die ja alle schlecht.

Auf die Nachfrage von Prof. Schneider, ob auch Magensaft aspiriert worden sein könne, sagt Schade, dass er es nicht ausschließen könne, es aber unwahrscheinlich sei, a sonst auf den Röntgenbildern im Verlauf deutlichere Reparaturaktivitäten zu beobachten seien.

Zu der häufig vorgebrachten Annahme, es habe an Herzen Laye Conde eine Bradykardie (‚Langsamherzigkeit‘) und anschließend Hypoxämie (wenig Sauerstoff im Blu) gegeben, sagt Schade, dass er eine Bradykardie im Röntgenbild sehen könne, hier aber nichts zu sehen wäre. Wenn das Herz nachhaltig geschädigt gewesen wäre, hätte es auf die Herzmassage nicht so gut reagiert, sondern wäre schwerer in Gang zu bringen gewesen.

Verhandlungsdauer: 9.15 – 11 Uhr

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