Medien-Information vom 5.01.2015
Initiative fordert einen Gedenkort für Laye Condé und die zwangsweise Brechmittelvergabe in Bremen und stellt möglichen Standort dafür vor
Aus Anlass des 10. Todestages stellt die Initiative in Gedenken an Laye-Alama Condé einen möglichen Platz für den geplanten Gedenkort für Laye Condé und die zwangsweise Brechmittelvergabe vor. In den letzten Jahren waren am 7. Januar stets provisorische Denkmäler errichtet worden. Nunmehr haben zwei Bremer Künstler_innen einen Entwurf für einen dauerhaften Gedenkort erarbeitet; die Initiative hat bei der Kulturbehörde und den verantwortlichen Beiräten entsprechende Anträge für einen Standort gegenüber der Kunsthalle gestellt.
Im Rahmen der diesjährigen Gedenkaktion, die an eben diesem Ort stattfindet, ist zudem die Dokumentation des Hearings »Wer war beteiligt an der Tötung von Laye Condé? Zur Rolle von Politik, Justiz, Polizei und Medizin. Von der Brechmittelfolter zum Racial Profiling« erhältlich, das im Juni 2014 auf dem Bremer Marktplatz stattgefunden hatte. Dort hatten langjährige Kritiker_innen der Brechmittelfolter den brutalen und unnachgiebigen Konsens nachgezeichnet, der über 13 Jahre in der Bremer Politik, Justiz oder bei der Bremer Ärztekammer bezüglich der Vergabe von Brechmitteln herrschte.
Die Initiative in Gedenken an Laye-Alama Condé erinnert alljährlich an den Tod von Herrn Condé im Polizeigewahrsam und fordert bereits seit Jahren einen Gedenkort, der mahnend erinnert, dass kein Mensch im Zuge staatlicher Maßnahmen gequält oder gar getötet werden darf.
Die diesjährige Gedenkaktion findet gegenüber der Kunsthalle Bremen statt – an dem Platz, den die Initiative den zuständigen Beiräten und der Kulturbehörde zur Errichtung des Gedenkortes vorgeschlagen hat. „Der Platz wurde mit Bedacht gewählt: einerseits mit Kontakt zum Bremer ‚Viertel‘, in der die Mehrzahl derjenigen festgenommen wurden, die zwischen 1991 und 2004 der Brechmittelfolter unterzogen wurden. Andererseits mit Kontakt zur Innenstadt, wo sich mit der Bürgerschaft, der Justiz und bis 1999 dem Polizeipräsidium die Institutionen befinden bzw. befanden, die maßgeblich für den über 1.000 maligen Einsatz von Brechmitteln zwischen 1991 und 2004 verantwortlich waren“, so Gundula Oerter von der Initiative in Gedenken an Laye-Alama Condé.
Das künstlerische Konzept des Gedenkorts besteht aus aus vier Stühlen, wie sie in der westafrikanischen Region, aus der Laye Condé in die Bundesrepublik geflohen ist, gebräuchlich sind. Einer dieser Stühle ist umgekippt; dieses Zeichen nimmt die Tötung Laye Condés ebenso auf wie den zivilisatorischen Bruch der langjährigen Brechmittelvergabe insgesamt. Mittels einiger Tonspuren werden Informationen über Laye Condé, seinen Tod und die Zeit der Brechmittelvergabe abrufbar sein, vertiefend wird es einen Link ins Internet geben. Daneben soll eine Gedenktafel mit einer erklärenden und mahnenden Inschrift aufgestellt werden.
Für die Finanzierung des Gedenkortes wurden bereits einige tausend Euro von Stiftungen und Privatpersonen bereitgestellt.
Im Rahmen der diesjährigen Gedenkaktion gegenüber der Kunsthalle wird auch die Dokumentation des Hearings vorgestellt, das die Initiative im Juni 2014 veranstaltet hatte. Dort stellten langjährige Kritiker_innen der Brechmittelvergabe wie der heutige Fraktionsvorsitzende von DIE GRÜNEN/Bündnis ’90, Matthias Güldner, der praktische Arzt Hans-Joachim Streicher oder Danja Schönhofer und Mathias Brettner vom Anti-Rassismus-Büro aus unterschiedlichen Blickwinkeln dar, dass die Gefahren der Brechmittelvergabe für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Betroffenen bei allen verantwortlichen Stellen bekannt waren und sie diese Gefahren bewusst in Kauf nahmen. Volker Mörchen von der Initiative: „Während sich Polizeipräsident Lutz Müller bei mehreren Gelegenheiten zur Verantwortung seiner Behörde bekannt hat, fehlt aus den Reihen der federführend verantwortlichen SPD, aber auch aus der Justiz sowie der Ärztekammer bis heute noch jede Übernahme von Verantwortung für ein Verfahren, das 2006 vom Europäischen Menschenrechtsgerichtshof als Verstoß gegen das Folterverbot angesehen wurde“.
Die Dokumentation ist ab 8. Januar bestellbar unter: initiative_layeconde@yahoo.de.